Ausgabe 01 | 2023
Mit offenen Karten
Fit für Bankengespräche in Krisenzeiten.
Fit für Bankengespräche in Krisenzeiten.
Auch wenn es im Betrieb in der Eigenwahrnehmung seines Inhabers finanziell rund läuft; Banken sehen bereits viele Kunden im Krisenmodus. Das werden Betriebsinhaber als Kreditnehmer zu spüren bekommen – spätestens beim nächsten Bankgespräch.
Kredite sind in der gewerblichen Wirtschaft noch immer Verbindlichkeiten und nicht etwa schon „Sondervermögen“. Wer mit seiner Hausbank in Krisenzeiten um Kredite oder um die Ausweitung des Finanzrahmens verhandelt, sollte gut vorbereitet sein und dafür Zeit einplanen. Geldgeber sind bekanntlich immer auf Sicherheit bedacht. Wenn schon die äußeren Umstände unsicher sind, muss der Kreditanfragende persönlich umso mehr überzeugen und vor allem aktuelle Zahlen seines Betriebes im Gepäck haben.
Aktuelle Zahlen im Gepäck
Das Argument vom „überlasteten“ Steuerberater, der den Jahresabschluss erst noch machen muss, zieht da ebenso wenig, wie eine drei Monate zurückliegende Betriebswirtschaftliche Auswertung, die mehr Fragen als Antworten aufwirft. Eine Betriebswirtschaftliche Auswertung zum Jahresende mit ihrem „vorläufigen Ergebnis“, ist nur dann ein möglicher Ersatz für den Jahresabschluss, wenn es sich um eine „qualifizierte“ BWA handelt. Darin müssen zumindest Bestandsveränderungen, unfertige Leistungen sowie Abschreibungen und ggf. Entnahmen erkennbar sein, damit das spätere GuV-Ergebnis im Jahresabschluss nicht zum Überraschungsei für alle Beteiligten wird.
Banken mögen es gar nicht, wenn prognostizierte Gewinnergebnisse so gar nicht zum Kontostand des laufenden Jahres passen wollen. Ausschüttungen trotz fehlender Gewinne sind für die Bank verstörende Signale. Auch scheinbar gute Argumente für zusätzliches Geld, werden in konjunkturell schlechten Zeiten zunehmend hinterfragt.
Wer versucht seinen zusätzlichen Finanzbedarf mit Liquiditätsengpässen infolge der gestiegenen Vorauszahlungen für Energie zu begründen, der wird Fragen seiner Bank zur aktuellen Höhe von Außenständen und seinen Umgang damit beantworten müssen.
Die passende Antwort parat
Auch Kreditanfragen für sehr löbliche Investitionen, z. B. in Sachen Klimaschutz, deren Amortisation oftmals in Jahrzehnten gemessen werden muss, werden häufig mit der Gegenfrage ausgebremst, inwieweit denn bereits Nachfolgeregelungen und Notfallpläne entwickelt seien. Wer darauf keine plausiblen Antworten hat, wird günstigstenfalls die Chance für ein zweites Gespräch von seinem Kundenberater erhalten. Und das auch nur dann, wenn sich der Bankkunde auch zu unangenehmen Themen, wie „Sicherheiten“ oder „Beleihungsmöglichkeiten von Privatvermögen“ verbindlich äußern kann.
Hierzu gilt: Nicht nur ist eine „Vollfinanzierung“ von teuren Finanzvorhaben derzeit „out“, vielmehr sind Sicherheiten aus Sicht der Banken umso wichtiger, je geringer die bilanzielle Eigenkapitalquote des Betriebes ist!
Einen externen Berater in Begleitung zu haben, kann im Bankengespräch hilfreich sein, wenn es zur Einschätzung von Entwicklung von Markt und Branche geht. Hier sind Banken häufig überfordert, weil es Ihnen dazu schlichtweg an aktuellen Informationen aus Branchenzeitschriften oder Betriebsvergleichen fehlt.
Authentisch, selbstbewusst und informiert
Aus Sicht der Bank steht aber ausschließlich der Kreditanfragende im Mittelpunkt des Gespräches. Authentisch, selbstbewusst und gut informiert sollte der schon sein, wenn es 2023 ums liebe Geld geht.