Ausgabe 03 | 2023

Innenspiegel

Zu wenig Geld, zu wenig Leute

Arbeitgeber stehen vor Herausforderungen.

Die deutsche Inflationsrate war eine der höchsten seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) lag sie im Durchschnitt des Jahres 2022 bei 8,7 Prozent.

Basierend auf den jüngsten Daten könnte die jährliche Teuerungsrate in Deutschland im Jahr 2023 durchaus auf etwa 6 Pro­zent kom­men. Es wird erwartet, dass die Inflation weiterhin hoch bleibt. Es gibt zwar Hinweise darauf, dass weltwirtschaftlich der Inflations­druck auf den Vorleistungsstufen nachlässt, doch der zugrunde liegende Preisdruck in der Binnenwirtschaft gibt zunehmend Anlass zur Sorge.

Höchster Anstieg seit 30 Jahren

Ein Indikator hierfür ist die Kerninflation. Diese Rate, die die volatileren Preise für Energie und Nahrungsmittel ausblendet, erreichte mit 5,6 Prozent für den Euroraum im Februar erneut ein Allzeithoch. Im vergangenen Jahr stiegen die Nominallöhne und -gehälter je Beschäftigten um 4 ½ Prozent. Für Deutschland war dies seit den Zuwächsen im Zuge der deutschen Wiedervereinigung der höchste Anstieg seit 30 Jahren. Allerdings mussten die Beschäftigten aufgrund der hohen Inflation die größten Reallohnverluste seit Beginn der Währungsunion hinnehmen. Die Reallöhne waren mehr als 3 ½ Prozent niedriger als im Vorjahr.

Zugleich steht der Arbeitsmarkt heftig unter Druck. Zwar stagniert gegenwärtig die Zahl der Erwerbstätigen durch die Erhöhung des Rentenalters, mit dem allmählichen Ausstieg der Babyboomer aus dem Erwerbsleben wird der Fach­k­räftemangel sich weiter verschärfen. Bereits jetzt kann in verschiedenen Branchen, so im Pflegebereich oder in der Gastronomie, eine Abwanderung von Fachkräften beobachtet werden. 

Hauptgründe dafür sind die Höhe der Vergütung und die Lage der Arbeitszeit.

Damit stehen die Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen gleich vor zwei Herausforderungen: sie müssen zum einen den Reallohnverlust ausgleichen ohne die Kfz-Unternehmen zu überfordern, zum anderen müssen sie Lösungen für die sinkende Fachkräftearbeitsstundenzahl finden ohne die Attraktivität der Arbeitsplätze in der Branche zu gefährden.

Anpassung der Tarifentgelte

In den Tarifbezirken, in denen nach wie vor die IG Metall Tarifpartner des Kfz-Gewerbes ist, hat der Ende April in Baden- Württemberg erzielte Pilot­ab­schluss Fakten geschaffen. Vereinbart wurde die Zahlung einer steuer- und sozialversicherungsbeitragsfreien Inflationsausgleichprämie von insgesamt 2.500 Euro und eine zweistufige Ent­gelterhöhung ab 1. November 2023 um 5 Prozent, ab 1. Oktober 2024 um weitere 3,6 Prozent.

Mit einer Verzögerung von nur wenigen Stunden erfolgte der Abschluss für die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, der noch einmal deutlich höher ausfiel.

Damit ist nachvollziehbar eine entsprechende Erwartungshaltung bei den Mitarbeitern auch des nordrhein-westfälischen Kfz-Gewerbes entstanden. Der Tarifabschluss für die Arbeitnehmer im Kfz-Gewerbe NRW, mit dem die Ent­gelte in zwei Stufen zuerst um 3,4 Prozent (April 22) und dann um 2,2 Prozent (April 23) erhöht wurden, läuft eigentlich noch bis zum April nächsten Jahres.

Dennoch hat die Arbeitgeberseite ihrem Tarifpartner von der CGM Bereitschaft signalisiert, noch in diesem Jahr über eine Anpassung der Tarifentgelte sprechen zu wollen.