Ausgabe 02 | 2023

Berufsbildung

„Nicht Warten und Hoffen, sondern Suchen und Binden“

René Gravendyk spricht über Azubiakquise.

René Gravendyk, Kfz-Unternehmer aus Goch, engagiert sich mit Leib und Seele für die Berufsbildung. In der Attraktivität der Ausbildung sieht er den Schlüssel für die Lösung des Fachkräfteproblems. Dafür sieht er es als lohnenswert, neue Wege zu beschreiten.

Wie sehen Sie die Chancen auf Nachwuchs für die Branche?

Gravendyk: Der Rückgang der Bewerbungen macht sich schon bemerkbar, aber dennoch konnte ich in den letzten Jahren meine Lehrstellen fortlaufend besetzen. Zusätzlich stelle ich aktuell einen Wandel bei den Schulabgängern fest. Es mangelt meist an Grundkenntnissen. Damit wird das Erreichen des Ausbildungsziels für viele Kandidaten zur Zitterpartie. Wir müssen darüber nachdenken, ob wir mit einem zweijährigen Ausbildungsberuf unterhalb des Kfz-Mechatronikers flankiert mit Angeboten zur Weiterqualifizierung dafür eine Lösung schaffen können.

Um junge Menschen vom Einstieg ins Kfz-Gewerbe zu überzeugen, gibt es immer mehr Möglichkeiten. Welcher Weg eignet sich Ihrer Meinung nach am besten?

Gravendyk: Wir können heute nicht mehr darauf vertrauen, gefunden zu werden, wir müssen unseren Nachwuchs gezielt suchen. Jeder Betrieb muss strategisch abwägen, welche Mittel eingesetzt werden können, um den richtigen Azubi nicht nur zu finden, sondern auch langfristig binden zu können. Ob durch das Angebot von Betriebspraktikum, das Besuchen von Jobmessen oder das gezielte Vorsprechen bei Schulen können die Chancen im Ringen um Fachkräfte deutlich erhöht werden.

Wie beurteilen Sie das Potenzial von Social-Media-Azubimarketing?

Gravendyk: Jugendliche ohne Smartphone sind heutzutage nur schwer vorstellbar. Durch das Suchen in sozialen Netzwerken oder das Posten von kurzen Videoclips über die eigene Internetpräsenz kann der Bewerberkreis effektiv erweitert werden.

Wo liegt Ihr Schwerpunkt bei der Azubiakquise?

Gravendyk: Um junge Menschen als Azubis zu gewinnen, setze ich klar auf ein Betriebspraktikum. So wird Ihnen der Werkstattalltag nähergebracht. Durch das Durchlaufen mehrere Stationen, die unterschiedlichen Bereiche eines Kfz-Betriebes abbilden, können möglichst intensive Eindrücke gesammelt werden. Abschließend entscheidet sich für beide Seiten, wie groß das Interesse am technischen Beruf ist, und ob das handwerkliche Geschick ausreicht.